Jüdisches Gemeindeleben im Hinterhof
1945 – 1990
In Gelsenkirchen erhält die Jüdische Kultusgemeinde 1953 ihre offizielle Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts. Um die 90 Mitglieder hat sie zu diesem Zeitpunkt. Sie kommen auch aus Horst, Buer, Wanne-Eickel und Bottrop, wo keine neuen Gemeinden entstehen. Die Grundstücke der 1938 zerstörten Synagogen sind nicht mehr im Gemeindebesitz. Sie nutzt seit 1945 wechselnde Räume und einen provisorischen Betraum.
Mit städtischer Unterstützung kauft die Gemeinde 1956 ein Haus an der Von-der-Recke-Straße. Dort richtet sie Büro, Versammlungssaal und Bücherei ein. 1957/58 entsteht dann als Anbau im Hinterhof des Hauses ein neuer Betsaal für etwa 80 Menschen.
Gemeindevorsitzender ist zu diesem Zeitpunkt bereits Kurt Neuwald. Er bleibt dies bis 1992. Einen eigenen Rabbiner hat die Gemeinde nicht – wie auch kaum eine der anderen, sehr kleinen Gemeinden im Ruhrgebiet und in Westfalen. Durch Wegzug jüngerer Jüdinnen und Juden steigt der Altersdurchschnitt und sinkt die Mitgliederzahl der Gemeinde, bis auf gerade mal 73 Menschen im Jahr 1989.
Chanukkafeier der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen im Bahnhofshotel, Dezember 1955. Bei den Kindern stehen Adolf Isenberg und Kurt Neuwald.
(Gerschon Brechner, Uetersen/Einige Personen wurden unkenntlich gemacht.)
Sitz der jüdischen Kultusgemeinde in der Von-der-Recke-Straße 9 (Gebäude links), Foto vermutl. 1970er-Jahre.
(Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen)
Betsaal der jüdischen Gemeinde, 1957/58 als rückwärtiger Anbau des Gebäudes in der Von-der-Recke-Straße 9 errichtet. Der Entwurf stammt vom Gelsenkirchener Architekten C.H. Quacken.
(Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen)
Innenaufnahme des Betsaals mit Bima und Glaskuppel, Foto von 2006
(Foto: Andrea Baranski, Gelsenkirchen)
Vor dem Einheben der Thorarollen in den Thoraschrein des neuen Betsaals, 29. Juni 1958. Landesrabbiner Dr. Paul Holzer und der Gemeindelehrer und Vorbeter David Tsorf weihen die Synagoge im Beisein des NRW-Kultusministers, des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters und vielen weiteren Ehrengästen offiziell ein.
(Foto: Theo Weingandt/Akten Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen)
Telegramm von Leo und Betty Gompertz aus New York an die Jüdische Kultusgemeinde Gelsenkirchen, dort eingegangen am 27. Juni 1958. Die Überlebenden der aus Gelsenkirchen stammenden Familie Gompertz haben den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen von New York aus unterstützt.
(Akten Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen)